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Historischer Verein Schwerin e.V.


Neue Sonderausstellung
in den Schweriner Höfen
"Der Schweriner Hafen"

Lastkähne im Hafen am Schweriner Ziegelsee
Lastkähne im Schweriner Hafen, 1950er-Jahre
© Stadtgeschichtliche Sammlung Schwerin

„Der Schweriner Hafen. Eine Ausstellung zur Industriegeschichte der Stadt Schwerin“ heißt eine kleine Präsentation des Historischen Vereins Schwerin e. V. in der stadtgeschichtlichen Ausstellung im Brunnenhof der Schweriner Höfe, die vom 1. Februar bis zum 26. April 2020 zu sehen sein wird.

Auf mehreren Text-Bildtafeln wird über die Entwicklung des ersten geplanten Schweriner Industriegebiets und des Hafens am Ziegelsee informiert. Seit einigen Jahren entsteht dort, wo noch bis weit in die 1990er-Jahre hinein produziert und gehandelt wurde, ein modernes Wohngebiet, die Kaianlagen sind zu einer Promenade ausgebaut und lediglich ein Kran und der zum Hotel umgebaute Speicher erinnern noch deutlich an die Geschichte als Industrie- und Hafengebiet.


Ladearbeiten mit dem alten Portalkran, um 1960?

Stadtgeschichtliche Sammlung Schwerin

Schwerin, eine Industriestadt? – wird sich mancher fragen. Aber ja doch, nicht vergleichbar mit den großen Industriestädten des 19. Jahrhunderts etwa im Ruhrgebiet oder Hamburg als Hafenstadt. Aber auch hier produzierten Maschinenbaubetriebe, Eisengießereien, eine Dachpappenfabrik oder eine vielfältige Holzindustrie vom Sägewerk über Möbelbau bis zu Musikinstrumenten. Die Betriebe waren auf die Zulieferung von Rohstoffen angewiesen, entweder mit der Eisenbahn oder über Wasser. Und der Wasserweg war günstig, denn Schwerin stand über die Schifffahrtswege von Stör, Elde, Elbe und Havel sowohl mit Hamburg als auch mit Berlin in Verbindung. Liege- und Umschlagplätze gab es auch früher schon, aber alle früheren Plätze zum Güterumschlag, sei es im Burgsee oder über den Ziegelsee am Spieltordamm, waren unzureichend, störend und nicht ausbaufähig.

Folglich entschloss sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Stadtverwaltung, das Ostufer des Ziegelsees mit einer Kaianlage und Liegeplätzen für Binnenschiffe sowie einem Eisenbahnanschluss zu versehen und an Land Flächen für Betriebe auszuweisen. Zwar machte der Erste Weltkrieg den Plänen zunächst einen Strich durch die Rechnung, doch schon wenige Jahre danach ging es los und der Bereich entwickelte sich zum ersten florierenden Industriegebiet Schwerins.


Säge- und Hobelwerk W. Gehrcke & Sohn, die geflößten Stämme werden
mit einem Kabelkran aus dem Hafenbecken an Land geholt, 1937/38

Stadtgeschichtliche Sammlung Schwerin

Einzelne hier ansässige Betriebe werden in ihrem Werdegang vorgestellt, beispielsweise die Hafenbahn, das Säge- und Hobelwerk W. Gehrcke & Sohn, aus dem später die Ostseeholzwerke bzw. der VEB Holzbau Schwerin hervorging. Auch das Schweriner Molkerei- und Dauermilchwerk nördlich der Möwenburgstraße und die Brauerei Schall & Schwencke haben ihren Platz in der Ausstellung.

Aber es sind aber noch lange nicht alle Betriebsgeschichten aufgearbeitet. Wir haben 2015 aus Anlass der Beteiligung der Landeshauptstadt Schwerin an den von der Metropolregion Hamburg veranstalteten "Tagen der Industriekultur am Wasser" teilzunehmen.Eigentlich wollten wir nur den Kran am Hafen als Denkmal der Industriekultur vorstellen, sind dann aber rasch darauf gestoßen, dass hier eine Menge Industriegeschichte Schwerines verborgen ist. Also gestalteten wir eine einfache, zunächst nur aus vier Tafeln bestehende Ausstellung, um den Gästen unseres Stands weitergehende Informationn anzubieten. In Gesprächen mit ihnen erfuhren wir immer mehr über die Betriebe, in denen zahlreiche Besucher*Innen noch gearbeitet hatte. Also machten wir uns auf die Suche nach der Geschichte der Betriebe.
Und siehe da, zwei Jahre später bei den nächsten "Tagen der Industriekultur am Wasser" waren weitere Tafeln dazu gekommen. Für die aktuelle Ausstellung gibt es erneut neue Firmengeschichten, und wir hoffen, dass es so weitergeht.

Viele, vor allem kleinere Firmen fehlen ab er noch, so dass die Ausstellung auch in den kommenden Jahren weiter wachsen soll.

Damit das der Fall sein kann, hoffen wir auf Ihre Unterstützung bei der Erforschung der Geschichte der anderen Betriebe.

Hier nur einige Beispiele:

  • Friedo Geertz AG – Bauausführungen Hoch- und Tiefbau, Architektur-Ingenieurbüro, zwischen Werderkanal und Möwenburgstraße an der Ecke Güstrower Straße;

  • Ofenfabrik Otto Brockmann, 1924 bis 1946/49?, Möwenburgstraße, dort stand ab 1946 der Sendemast des Senders Schwerin;

  • Fa. Haltermann & Thyssen, Großtanklager als Verteilungsstelle für ganz Mecklenburg „Deutscher Benzol Vertrieb der vereinigten Stahlwerke GmbH Hamburg“, an der Möwenburgstraße zwischen Speicherstraße und Hafenstraße, nach 1945 vermutlich Minol;

  • PGH/VEB Keramik Schwerin, als Werk des VEB Kombinat Haushaltgeräte Karl-Marx-Stadt,
  • Getriebewerk Schwerin ab 1961 an der Möwenburgstraße, ab 1.1.1963 VEB Fahrzeuggetriebewerk „Joliot Curie“ Leipzig Werk IV Schwerin.

  • Wer noch etwas darüber weiß, dort gearbeitet hat, noch Fotos oder Brigadebücher zu Hause hat oder Prospekt- oder Werbematerial besitzt, kann dem Historischen Verein bei der weiteren Arbeit an den Firmengeschichten behilflich sein. Wir würden uns über Unterstützung bei der Erforschung der Betriebsgeschichte auch anderer Betriebe sehr freuen.

    Kontakt: info@hv-schwerin.de

    © Text: Norbert Credé, Historischer Verein Schwerin e.V., Fotos: Stadtgeschichtliche Sammlung Schwerin